Nach langen Diskussionen über die Corona-Warn-App ist sie nun endlich da und nach ersten Erfahrungen wurde der Datenschutz bestmöglich beachtet. Nachdem andere Länder deutlich früher ähnliche Apps zur Nutzung freigegeben haben, jedoch mit deutlich abgesenkten Standards hinsichtlich des Datenschutzes, war die Corona Warn App auch hier für alle kostenfrei nutzbar. Nach anfänglichen Scherzen über den Vergleich mit Tinder und Pokémon Go, etwaigen Suchschwierigkeiten in den App-Stores und dem Durchwälzen der ewig langen Texte zum Datenschutz überzeugte die App dann mit ihrer Funktion.
Anders als beispielsweise in China wird durch die Corona-Warn-App kein Bewegungsprofil erstellt.
Via Bluetooth erkennt die App, dass sich andere Appnutzer in der Nähe aufhalten und sendet eine temporäre Identifikationsnummer an das jeweilige andere Telefon, auf dem sie gespeichert wird. Durch eine Verschlüsselung können die ausgetauschten Daten nicht eingesehen werden und die Daten werden automatisch nach zwei Wochen wieder gelöscht. Gleichzeitig gibt es unterschiedliche anonymisierte Server, die das sichere Funktionieren der App gewährleisten. Ob dem Smartphone erlaubt werden soll, Identifikationsnummern mit anderen Geräten auszutauschen wird nochmals separat abgefragt. Das Einschalten und die dauerhafte Aktivierung von Bluetooth ist somit notwendig.
Wird eine Person positiv getestet, kann diese selbst entscheiden, ob sie durch eine Push-benachrichtigung all diejenigen informieren möchte, welche innerhalb von zwei Wochen mindestens 15 Minuten in der Nähe der infizierten Personen war. Wie viele Personen oder wer genau hiervon betroffen ist, erfährt dieser nicht. Damit keine Fehlermeldungen abgesetzt werden können, wird durch das Gesundheitsamt bei einem positiven Test ein QR-Code erstellt. Nur durch das Abscannen desselben Codes kann eine Push-Benachrichtigung überhaupt abgesetzt werden. Sollte das zuständige Gesundheitsamt aus organisatorischen Gründen keinen QR-Code erstellen können, wurde extra für diesen Fall eine Hotline eingerichtet, die die Daten entgegennimmt. Und auch hierbei gibt es strenge Vorgaben bei der Datenerfassung, welche eine Identifikation der Patienten vermeidet.
Es erfolgt dann ein Hinweis per Push-Nachricht durch die App, dass Kontakt zu einer positiv getesteten Person bestand. Die Meldung enthält lediglich die Angabe eines Tages. Uhrzeit, Kontaktperson, Ort, Telefonnummer, Aufenthaltsort oder sonstige Angaben werden nicht mitgeteilt.
Ein Nachteil der App ist, dass sie mit Warn-Apps anderer Länder nicht kompatibel ist. Bei etwaigen Auslandsreisen wird die App demnach nicht besonders hilfreich sein, da jedes Land seine eigene App entwickelt hat und jene nicht oder noch nicht miteinander verknüpft sind. An einer engeren Zusammenarbeit diesbezüglich wird derzeit noch gearbeitet.
Etwas verunsichernd ist überdies das Zugriffsverlangen auf Standortdaten bei Android-geräten, da eine Ortung ja eigentlich nicht erfolgen soll. Dies erfolgt angeblich aus Sicherheits- und Transparenzgründen, da sich auch über Bluetooth Schlüsse über den Aufenthaltsort einer Person ziehen lassen. Eine Ortung durch die App selbst findet nicht statt. Um nicht anderen Apps auf dem Smartphone, welche möglicherweise nicht sehr datenschutzfreundlich ausgestaltet sind, die Ortung zu erlauben, sollte bei den jeweiligen Einstellungen festgelegt werden, dass nur die Corona-Warn-App Zugriff auf den Standort haben soll.